: Wasser
Groß und größer
Der Entlastungssammler Wupper reinigt seit über 20 Jahren zuverlässig klärpflichtiges Regenwasser und schützt bei Hochwasser. Der spektakuläre Ausbau im Osten der Stadt ist ein echter Kraftakt.
Auf der Höhne in Barmen schlängelt sich der Verkehr an Baugruben vorbei, an denen zeitweise ungewöhnliche Maschinen aufgebaut sind. Dicke Betonröhren sind auf dem Mittelstreifen gestapelt. Die Bushaltestelle zwischen den Fahrbahnen am Alten Markt wurde an den nördlichen Rand der B7 verlegt. Trotz des deutlich sichtbaren Aufwands kann man nur ahnen, wie gewaltig das Bauvorhaben ist, dass die WSW und der Eigenbetrieb Wasser und Abwasser der Stadt Wuppertal hier seit Jahresbeginn realisieren. Bis 2027 wird Wuppertals größtes unterirdisches Bauwerk, der zehn Kilometer lange Entlastungssammler Wupper, vom Alten Markt bis zur Wichlinghauser Straße verlängert.
„Der Entlastungssammler dient sowohl der Verbesserung der Gewässerökologie in der Wupper als auch dem Hochwasserschutz“, erklärt Michael Kalz, Bauplaner der Stadtentwässerung bei den WSW. Kurz gesagt, wenn heute wieder Lachse in der Wupper schwimmen, so ist dies auch ein Verdienst der langen Abwasserröhre zwischen Rutenbeck und Alter Markt. Auch bei den Starkregenereignissen im März 2018 und im Juli 2021 hat sie gute Dienste geleistet. Hauptzweck des Entlastungssammlers ist die Reinigung von klärpflichtigem Regenwasser. Davon gibt es in Wuppertal eine Menge.
„Der Regen schwemmt Schadstoffe wie Schwermetalle oder Mikroplastik sowie organische Verbindungen von Straßen und anderen versiegelten Flächen in die Kanalisation“, beschreibt Kalz das Problem, „Diese Stoffe dürfen nicht in die Wupper oder andere Fließgewässer gelangen.“ Für die Regenwasserbehandlung gibt es strenge gesetzliche Vorschriften und Vorgaben der Europäischen Union, wie die Wasser-Rahmen-Richtlinie, das Wasserhaushaltsgesetz und das Landeswassergesetz. Verschmutztes Niederschlagswasser wird in der Regel in Regenklärbecken gereinigt, bevor es in Gewässer gelangt. Von diesen Absetzbecken gibt es im Wuppertaler Stadtgebiet etwa 60 Stück. Sie dienen vor allem dem Schutz der zahlreichen Wuppertaler Bäche. „Für den Bau solcher Anlagen benötigt man viel Platz“, sagt Kalz, „den haben wir im Bereich der Wupper aber nicht.“ Daher wurde in den 1990er Jahren mit dem Bau des Entlastungssammlers begonnen.
Moderate Einschränkungen
Der 2001 fertiggestellte Entlastungssammler nimmt das verunreinigte Regenwasser zwischen Sonnborn und Alter Markt auf. Die östlichen Stadtbezirke Barmen und Wichlinghausen leiten Regenwasser immer noch ungereinigt in die Wupper. Das soll nicht so bleiben. Daher wird das Bauwerk jetzt um 1,5 Kilometer nach Osten verlängert, um auch dort die gesetzlichen Auflagen zu erfüllen. Wie schon beim Bau des ursprünglichen Entlastungssammlers sind die Arbeiten aufwändig, teilweise sogar spektakulär. „Wir arbeiten entlang der B7 und verlegen in neun bis zehn Metern Tiefe eine Kanalröhre mit einem Innendurchmesser von zwei Metern“, erläutert WSW-Bauleiter Marcus Kornweibel. Einen Großteil der Arbeiten wird man allerdings an der Oberfläche gar nicht sehen können. Stattdessen werden an vier Stellen Press- und Bergegruben ausgehoben. Von dort aus arbeitet sich zunächst ein riesiger Bohrer durch den Untergrund, bevor dann die Rohrstücke durch den so entstandenen Tunnel geschoben werden.
Dieses bewährte Verfahren ist sicherlich auch im Interesse des Auto- und Busverkehrs. „In Relation zur Größe des Bauvorhabens sind die verkehrlichen Einschränkungen moderat“, versichert Marcus Kornweibel. Bisher haben die Arbeiten unter Wuppertals meistbefahrener Straße nicht zu Verkehrschaos geführt. „Der Verkehr fließt bisher problemlos an unseren Baugruben vorbei“, so Kornweibel. Autofahrer müssen sich jedoch darauf einstellen, dass im Verlauf der Arbeiten die B7 im Bereich Bachstraße vorübergehend nur einspurig befahren werden kann. Ebenso lässt sich nicht vermeiden, dass während der Errichtung von Schachtbauwerken Parkplätze wegfallen. Das sind aber nur temporäre Einschränkungen. Marcus Kornweibel ist optimistisch, dass der Zeitplan des Bauvorhabens eingehalten wird und das neue Teilstück 2027 in Betrieb geht.
Text: Rainer Friedrich
Foto: Bettina Osswald