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Das in Wien entstandene Gemälde Oskar Kokoschkas (1886-1980) war länger nicht mehr im Von der Heydt-Museum zu sehen. Es zeigt ein halbfiguriges Porträt der damals 34-jährigen Elisabeth Reitler aus Wien, die zum Freundeskreis von Karl Kraus gehörte. Sie förderte den künstlerischen Werdegang des jungen Kokoschka. Wie bei den meisten frühen Porträts des Malers handelt es sich bei der „Italienerin“ um ein Halbfigurenbild, das mit den angewinkelten Armen in Hüfthöhe abschließt. Der schmale Korpus, die stark abfallenden Schultern, die fahlen, sehr dünn und durchscheinend aufgetragenen Farben lassen schwelende Spannungen erkennen. Der leicht verkniffene Gesichtsausdruck und die leere Gestik umreißen die Persönlichkeit und spiegeln die psychische Befindlichkeit der Dargestellten. So nimmt der sich mit der Psychoanalyse Freuds beschäftigende Künstler mit seinen „Seelenbildern“ eine Sonderstellung im Expressionismus ein. Das Bild ist nun wieder bis 29. Januar 2023 in der Ausstellung „Fremde sind wir uns selbst – Bildnisse von Paula Modersohn-Becker bis Zanele Muholi“ zu sehen.