wsw.info: Hochwasser
Die Maschinenfabrik Heinz Berger in Kohlfurth will bei Hochwassergefahr künftig besser vorbereitet sein. Die WSW werden dabei helfen, ein Frühwarnsystem aufzubauen.
Den 14. und 15. Juli 2021 wird in Wuppertal-Kohlfurth wohl niemand so schnell vergessen. Nach einem Starkregen standen weite Teile des Stadtbezirks an der Wupper unter Wasser. Betroffen war auch die Maschinenfabrik Heinz Berger. Bei der Spezialfirma für Schleif- und Poliermaschinen hatte man dabei noch Glück im Unglück. Dank des schnellen Einsatzes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unter ihnen auch Geschäftsführer Dr. Andreas Groß – konnte verhindert werden, dass die Wassermassen in die Produktionshalle eindrangen und die wertvolle Maschinentechnik zerstörten. Dennoch beliefen sich die Schäden bei dem mittelständischen Unternehmen auf über eine Million Euro. Aber Andreas Groß ist nicht der Mann, der die Hände in den Schoß legt. Für ihn war klar: So etwas darf nicht noch einmal passieren. Seine Idee: ein Hochwasser-Frühwarnsystem.
„Dafür muss man das Rad nicht neu erfinden“, weiß der Geschäftsführer. Mit Hightech kennt man sich in Kohlfurth aus. Die Berger-Gruppe ist weltweit führend bei der Anwendung von Robotertechnik in der Industrieautomation. Ein Frühwarnsystem besteht im Wesentlichen aus Messsensoren, einem Funknetz für die Datenübertragung und einer Software, die die Daten auswertet. Das alles gibt es bereits. Ein engmaschiges Netz von Messpunkten an der Wupper und ihren Zuflüssen könnte zukünftig die Pegelstände überwachen. Informationen der Wetterdienste und des Wupperverbandes sollen ebenfalls einfließen. Auf dieser Datengrundlage wären Prognosen zu drohendem Hochwasser möglich. Per App könnten dann alle Bürger eine frühzeitige Warnung aufs Handy bekommen.
Gedacht, getan – bereits Ende August konnte Andreas Groß ein selbst entwickeltes Frühwarnsystem präsentieren. Zwei Sensoren, die den Pegelstand messen, wurden zur Demonstration am Islandufer in Elberfeld und in Kohlfurth installiert. Die Daten werden auf wupper-pegel.de veröffentlicht. Wird in Elberfeld ein außergewöhnlich hoher Pegelstand registriert, bedeutet dies Gefahr für alle flussabwärts gelegenen Bereiche. In Kohlfurth weiß man dann, dass akute Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. „Hochwasser verhindern kann man damit zwar nicht, aber die betroffenen haben Zeit, sich zu wappnen“, so Andreas Groß. Der Nutzen wäre immens. Die Bergische IHK geht von 300 Millionen Euro an Hochwasserschäden bei den Unternehmen im Bergischen Städtedreieck aus. Für viele Eigenheimbesitzer waren die Schäden durch die Flut existenzgefährdend.
Für die Datenübertragung nutzt die Berger-Gruppe ein sogenanntes LoRaWAN, also ein „Long Range Wide Area Network“. Mit dieser Technik befassen sich auch die WSW seit einiger Zeit. „Mit LoRaWAN lassen sich vielfältige Anwen-dungsmöglichkeiten verknüpfen“, berichtet Sören Högel, Leiter Digitale Lösungen bei den WSW. Die Stadtwerke betreiben mit ihrem strategischen Partner ENGIE seit dem Sommer ein Forschungsprojekt auf LoRaWAN-Basis in Schöller-Dornap. Dort geht es um Straßenbeleuchtung, Umweltdaten, Verkehrsraumüberwachung und Füllstandsmessungen in Abfallcontainern. „Das Hochwasser-Frühwarnsystem der Berger-Gruppe ist eine weitere sinnvolle Anwendung unseres Datenfunknetzes, das wir stadtweit ausgebaut haben“, so Högel. Daher haben die WSW großes Interesse an dem Projekt.
„Das Hochwasser-Frühwarnsystem der Berger-Gruppe ist eine weitere sinnvolle Anwendung unseres Datenfunknetzes.“ Sören Vögel
Bei den Stadtwerken sind beispielsweise die gleichen Messsensoren im Einsatz, die die Firma Berger für die Pegelmessung nutzt. Außerdem können die WSW ihr LoRaWAN-Netz und weitere Standorte für die Sender zur Verfügung stellen. Dabei denken die Initiatoren des „Hochwasser-Frühwarnsystems 4.0“ – Andreas Groß und die IHK, deren Vizepräsident er ist – schon über die Stadtgrenzen hinaus. Die Bergische Region entlang dem über 100 Kilometer langen Flusslauf der Wupper soll Modellregion für Hochwasserschutz werden. Dafür müssen noch weitere Akteure wie der Wupperverband sowie die Städte und Kommunen mitmachen. Die WSW sind bereits an Bord.
Text: Rainer Friedrich
Foto: WSW