wsw.info: 40 Jahre VRR
Vor 40 Jahren gehörten die WSW zu den Gründungsmitgliedern des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr. Seitdem war Wuppertal immer wieder Vorreiter für innovative Projekte im ÖPNV.
Am 1. Januar 1980 schlugen die WSW gemeinsam mit 21 weiteren Verkehrsunternehmen (darunter auch die Deutsche Bundesbahn und die Post) ein neues Kapitel in der Geschichte des ÖPNV an Rhein, Ruhr und Wupper auf. Die Gründung des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) machte die Nutzung von Bus und Bahn für acht Millionen Menschen im Verbundgebiet einfacher und damit attraktiver. Tarife wurden vereinheitlicht und Fahrpläne aufeinander abgestimmt. Dass man mit ein und demselben Fahrschein die Verkehrsmittel in unterschiedlichen Städten und sogar die Züge der Bahn benutzen konnte, war damals neu. Die alten Streifenkarten wurden abgeschafft und durch Mehrfahrten-Tickets ersetzt. Neu waren auch die Nummern der Buslinien. In Wuppertal wurden aus den alten ein- oder zweistelligen Linienbezeichnungen die heutigen 600er-Nummern.
Das erste Jahrzehnt des neuen Verkehrsverbundes stand im Zeichen des Kampfes gegen sinkende Fahrgastzahlen. Mit dem Kurzstreckenticket und der 9-Uhr-Sparkarte (1985), dem ersten übertragbaren Abo-Ticket, wollte der VRR den Nahverkehr für die Bürgerinnen und Bürger attraktiver machen.
Ende 1985 kam aus Wuppertal ein gewagter Vorschlag: Stadtrat und WSW sprachen sich unisono für die Einführung eines übertragbaren und besonders günstigen Umwelttickets aus. Vorbild war Freiburg. Der Vorschlag war im VRR aber (noch) nicht durchsetzungsfähig. Die WSW waren mit ihrer Idee ein paar Jahre zu früh. 1991 kehrte das Umweltticket als Ticket2000 zurück: Ganz Wuppertal für 49 Euro im Monat. Das überzeugte die Menschen. Bis Ende April 1991 wurden 130 000 Abo-Tickets verkauft. Die Stadtverwaltung war der erste „Firmenkunde“. Der Erfolg schlug sich in deutlich erhöhten Beförderungszahlen nieder. Zählten die WSW 1988 noch 61,2 Millionen Fahrgäste in Bussen und Schwebebahnen, so waren es 1993 bereits 87,5 Millionen. Im gesamten VRR-Raum nutzten rund eine Milliarde Passagiere den ÖPNV.
Die gestiegene Nachfrage machte den Weg frei für weitere Angebotsverbesserungen im Liniennetz. 1991 richteten die WSW mit dem CE65 von Sudberg nach Elberfeld die erste CityExpress-Linie ein, kurz darauf folgten der NachtExpress und ab 1993 der StädteSchnellBus. 1992 wurde durch das SemesterTicket für zunächst rund 110 000 Studierende an sieben Hochschulen im VRR-Raum die Mobilität mit Bus und Bahn unschlagbar günstig. 1993 kamen auch die Studierenden der Bergischen Uni in den Genuss. 1998 wurde das SchoolTicket eingeführt, dass allerdings zeitlich auf den Schulweg festgelegt war. Seit 2001 gibt es das SchokoTicket, das auch den Freizeitbereich abdeckt. Azubis erhielten ihr eigenes Ticket mit Zusatznutzen als YoungTicketPlus. Als weitere wichtige mobile Zielgruppe entdeckte der VRR 2003 die Senioren. Für sie wurde das verbundweit gültige BärenTicket aufgelegt. Die Idee stammte übrigens von einem Senior aus Wuppertal.
An innovativen Projekten des VRR waren die WSW vielfach beteiligt. Das gilt etwa für die Einführung elektronischer Bezahlmöglichkeiten und von eTickets. 1995 waren die WSW das erste Verkehrsunternehmen im VRR, das den bargeldlosen Zahlungsverkehr einführte. Heute selbstverständlich, damals ein Novum. Der VRR kümmerte sich als NRW-Kompetenzcenter für elektronisches Fahrgeldmanagement um einen einheitlichen Standard mit anderen Verkehrsverbünden. Davon profitieren die Fahrgäste noch heute. 2007 nahmen die Stadtwerke am VRR-Pilotprojekt für das HandyTicket teil. Auch beim Kundenservice hatten die WSW oft die Nase vorn. 2018 waren sie das erste VRR-Unternehmen, das die komplette Busflotte mit kostenlosem WLAN für die Fahrgäste ausgestattet hatte.
Zu den Aufgaben des VRR gehört auch die Finanzierung der ÖPNV-Infrastruktur, aktuell zum Beispiel den barrierefreien Ausbau von Haltestellen. Auch die Anschaffung der neuen Generation der Schwebebahnwagen und das neue digitale Betriebssystem sind vom VRR bezuschusst worden. Für die neue Wagengeneration übernahm der VRR die Investitionsmehrkosten gegenüber herkömmlichen Bahnen von 20 Millionen Euro. Hätte sich Wuppertal für eine Seilbahn entschieden, wäre der VRR hier ebenfalls Fördergeber gewesen.
Text: Rainer Friedrich