wsw.info: WSW Klimafonds

Warmes Zuhause für bunte Vögel

Am 30. März wird die neue Freiflug-Voliere „Aralandia“ im Grünen Zoo Wuppertal eröffnet. Die Wärme für Stallgebäude und Besucherzentrum kommt aus der Erde.

Als Zoodirektor Arne Lawrenz das Konzept für den Grünen Zoo Wuppertal bei seinem Amtsantritt vor sieben Jahren vorstellte, ging es nicht nur um den Tierbestand und die Gestaltung neuer Gehege, sondern auch um neue Ideen für die Energieversorgung und einen nachhaltigen Betrieb. „Aralandia ist das erste Projekt, bei dem wir konsequent auf erneuerbare Energien für die Wärmeversorgung setzen“, so der Zoochef. Die Wärme wird aus 100 Metern Tiefe geholt. Die Wärmepumpen werden mit Solarenergie angetrieben. Ganz autark ist das System allerdings nicht. Zumindest nachts muss der Strom für die Heizungsanlage aus dem öffentlichen Netz bezogen werden.

Chile-Flamingos

sind die am weitesten verbreitete südamerikanische Flamingoart. Bevorzugte Brutgebiete liegen in den Hochanden, daher sind die Vögel nicht kälteempfindlich. Sie brüten gemeinsam mit anderen Flamingoarten in Kolonien von mehreren tausend Vögeln. In Zoos werden sie in der Regel in Gruppen von 20 bis 30 Tieren gehalten und brüten nur selten. Flamingos können sehr alt werden, in Gefangenschaft bis zu 60 Jahre.

„Erdwärme gehört zu den nachhaltigsten und effizientesten Möglichkeiten der Wärmeversorgung“, erklärt Matthias Ertel vom WSW Klimafonds. Durch die zusätzliche Nutzung von Solarenergie sei der positive Effekt für den Klimaschutz noch größer. „Auch in Sachen nachhaltiger Energieversorgung ist Aralandia ein Leuchtturmprojekt“, lobt Ertel das Konzept. Grund genug für die WSW, die Erdwärmenutzung von Aralandia mit 15.000 Euro zu unterstützen.

Sonnensittiche

kommen aus dem Nordosten Südamerikas. Es gibt nur noch wenige tausend freilebende Tiere. Ihr Bestand ist stark gefährdet. Sonnensittiche werden 20 bis 30 Jahre alt.

100 Meter in die Tiefe

Beheizt werden die Ställe und Wirtschaftsbereiche sowie das Besucherzentrum. Beide Gebäude besitzen einen hohen Dämmstandard und Fuß­bo­den­heizungen. Die Erdwärmeheizung besteht aus drei Teilen: den Erdsonden, der Wärmepumpe und dem Heizkreis­lauf. Insgesamt vier Doppel-U-Erdsonden – drei für die Stallungen und eine für das Besucherzentrum – liefern die natürliche Wärme, die als Ausgangsenergie für die Beheizung dient. Die Erdsonden reichen in eine Tiefe von 100 Metern. Dort beträgt die Temperatur etwa 10 Grad Celsius. Die Sonden sind mit einem Wasser-Sole-Gemisch gefüllt, das dem Erdreich die Wärme entzieht und die natürliche Wärme zu einer Wärmepumpe transportiert. Die elektrisch betriebene Wärmepumpe erhöht die Temperatur durch Kompression eines Kältemittels, das in einem geschlossenen Kreis­lauf zirkuliert. Beim Erwärmen bzw. Komprimieren wird dieses gasförmig. Es gibt die Wärme schließlich über einen Wärmetauscher an den Heizkreislauf ab. Dabei kühlt es ab und wird wieder flüssig.

Pudus

sind die kleinste Hirschart der Welt. Sie werden nur 35 bis 38 Zentimeter groß. Der Südpudu lebt in den gemäßigten Zonen Chiles und Argentiniens. Pudus werden in Wuppertal seit 1973 gehalten. Der Grüne Zoo führt das internationale Zuchtbuch für die kleinen Hirsche und koordiniert das europäische Zuchtprogramm.

Energiekonzept zum Nachahmen

Aralandia wird vom Zooverein finanziert, der auch Bauherr ist. „Die Besucher werden nicht nur Informationen über die Tiere in Aralandia vorfinden, sondern auch zum Energiekonzept“, erklärt Andreas Haeser-Kalthoff, Geschäftsführer des Zoovereins. Er betont, dass nicht nur bei der Heizung, sondern auch bei anderen Aspekten auf Nachhaltigkeit bei Bau und Betrieb geachtet wurde. So wird zum Beispiel Regenwasser für den Betrieb der Toilettenanlage verwendet und bei den Baustoffen wurde verstärkt Material aus Recycling genutzt. „Durch diese Beispiele wollen wir die Menschen zum Nachdenken, vielleicht sogar zum Nachahmen anregen“, sagt Haeser-Kalthoff. Angenehmer Neben­aspekt des Nachhaltigkeitskonzepts: Die Betriebskosten für Aralandia können niedrig gehalten werden.

Hyazinth-Aras

sind eine blaue Papageienart, die in den Randzonen der südamerikanischen Regenwälder lebt. Die Vögel werden bis zu einen Meter lang. Sie klettern gerne und können mit ihren starken Schnäbeln Nüsse knacken. Im Grünen Zoo hofft man dank der verbesserten Haltungsbedingungen auf Bruterfolge bei den gefährdeten Aras. Das Aralandia-Gehege wurde speziell darauf ausgerichtet.

Bei der Eröffnung Ende März werden natürlich die Tiere im Mittelpunkt stehen. Aralandia wird Heimat für die vom Aussterben bedrohten Hyazinth-Aras sowie Sonnensittiche, Chile-Flamingos und Pudus sein. Es sind die ersten vier Tierarten im Grünen Zoo mit einem nachhaltigen und energieeffizienten Zuhause. Auch dafür will Aralandia Vorbild sein.

Text: Rainer Friedrich
Fotos: Barbara Scheer (Sonnensittiche), Jennifer Franic (Flamingos und Hyazinth-Ara)