Unternehmen: Wimmelbild
Entlarvender Strich
Cartoonist Hannes Mercker zeichnet für die Wuppertaler Stadtwerke ein Wimmelbild von Wuppertal.
Die Schwebebahn kennt Hannes Mercker vor allem dadurch, dass sie bei seinen Eltern immer am Weihnachtsbaum hängt. Beruflich ist er dankbar für das ungewöhnliche Verkehrsmittel: „Dadurch hat man eine klare Verteilung der Stadtviertel.“ Denn der Cartoonist aus dem Schwarzwald ist auf Wimmelbilder von Städten spezialisiert. Feinfühlig hebt er die Sehenswürdigkeiten und Blickpunkte hervor und ergänzt sie durch Straßen und Plätze. Für die WSW hat er jetzt ein großes Wimmelbild von Wuppertal geschaffen.
Mehrere Wochen arbeitet Hannes Mercker an so einem Wimmelbild. Erst einmal vertieft er sich in den Stadtplan, versucht, die Struktur einer Stadt zu verstehen, recherchiert die Bedeutung einzelner Gebäude. Dann beginnt der 36-Jährige mit einer groben Bleistift-Skizze. „Ich radiere immer viel.“ Er mag das Gefühl des Bleistifts in der Hand, steht lieber am Zeichenbrett als am elektronischen Tablet. Wenn die Skizze fertig ist, fährt er die Linien mit einem Fineliner nach. Für das Colorieren wechselt er allerdings meistens doch lieber an den Computer – dort kann er die Konturen feiner mit Farbe füllen, ohne dass ein Pinselstrich über die Linie geht.
Tuffi, Fuchs und Schwebebahn
Neben prägenden Gebäuden möchte Hannes Mercker auch das Lebensgefühl und die Traditionen einer Stadt einfangen. So schleicht in Vohwinkel der Fuchs um die Ecke und in Barmen springt Tuffi aus der Schwebebahn. „Schwierig war es in Wuppertal, die Höhenunterschiede wiederzugeben“, erzählt der Zeichner.
Die Idee zu den Wimmelbildern kam ihm, weil er seine Cartoons gerne sehr detailverliebt ausgestaltet. „Es hat mir schon immer Spaß gemacht, kleine Randerscheinungen zu zeigen.“ Ursprünglich hat Mercker Lehramt auf Grund- und Hauptschule studiert. Doch noch während des Referendariats merkte er, dass es ihn mehr zum Zeichentisch zog. Gleichzeitig hatte er bei Ausstellungen und Wettbewerben erste Erfolge. Inzwischen lebt er vom Zeichnen und wurde mehrmals für den Deutschen Cartoonpreis und den Deutschen Karikaturenpreis nominiert. Seine Cartoons gehören in etlichen Tageszeitungen fest zum Lesevergnügen.
Die Ideen für seine Motive kommen dem Vater dreier Kinder oft beim Spazierengehen. „Man kann das aber auch trainieren“, erzählt Mercker. Durch seine Erfahrung fällt ihm inzwischen meistens innerhalb von zwei Stunden eine Skizze zu einem vorgegebenen Thema ein. Schließlich muss es schnell gehen, wenn eine Redaktion anruft. Gleichzeitig schätzt er die langfristige Arbeit an den Wimmelbildern.
Text: Tanja Heil