Freizeit: Tanzschule UrbanartComplex
Tanz ist Freiheit, Tanz ist Leidenschaft. Mit dieser Einstellung hat es Ben Wichert, Gründer der Tanzschule UrbanartComplex, ziemlich weit gebracht. Sein Herz schlägt für Hip Hop und diese Begeisterung will er weitergeben.
Im Eingangsbereich des ehemaligen Fabrikgebäudes am Rande der Hofaue wird man von einer riesigen Sammlung an Pokalen, Urkunden und anderen Auszeichnungen begrüßt. Einige davon haben die Form von Baseballschlägern, andere entsprechen eher der gängigen Vorstellung und präsentieren sich in Pokalform. Dazwischen zahlreiche Fotos von siegreichen Posen. Diese imposante Installation aus Erfolgen ist Ben Wichert zu verdanken, der „gefühlt seit zehn Jahren auf Tour“ ist und dabei immer wieder ordentlich abstaubt. Tanz ist sein Lebensinhalt, seine Bestimmung. Schon mit etwa 12 Jahren war ihm das klar.
Die Eltern ghananesischer Abstammung haben ihren Sohn mit Musik und Rhythmus erzogen. New Jack Swing und Funk waren prägend für den jungen Ben Wichert. Getanzt wurde immer und überall. Dieses Erbe hat der Wuppertaler in seiner Jugend ausgelebt. Irgendwann wurde ihm klar, dass ihm die Bewegungen und das Tanzen besser gelingt als anderen in seinem Alter. Damals im Jugendzentrum an der Bergstraße, wo seine tänzerische Entwicklung ihren Lauf nahm, dachte er sich: „Da ist mehr drin.“ Er sollte recht behalten. Aus der Leidenschaft, dem Hobby wurde eine Profession. Eine Berufung zum Hip Hop.
Seine Berufsausbildung zum Automatisierungstechniker hat er dann auch noch schnell über die Bühne gebracht, während er zeitgleich schon um die Welt reiste, um an internationalen Wettbewerben teilzunehmen, auf Veranstaltungen zu performen oder als Teil einer Jury andere Tänzer zu beurteilen. 2012 holte er den Weltmeistertitel beim renommierten „Juste Debout“ in Paris, 2013 konnte er sich bei der Talentshow „Got to Dance“ den zweiten Platz sichern und 2017 war er der erste deutsche Hip-Hop-Freestyle-Juror bei der Weltmeisterschaft.
Nur keine Hemmungen
„Tanzen macht glücklich. Tanz ist Freiheit, Unabhängigkeit. Man kann sich fallen lassen, die Musik fühlen und komplett abschalten, einfach Mensch sein“, erklärt Wichert auf die große Frage nach dem Warum. Die Musik, so der Tänzer, ist dabei das entscheidende Element. Ohne Musik keine Bewegung, kein Gefühl. Das gibt er auch seinen Tanzschülern mit auf den Weg. Als Trainer müsse man dann noch den richtigen „Trigger“ finden, der sei bei jedem ein anderer. Das kann beispielsweise die technische Herausforderung sein oder der emotionale Ausdruck. In jedem Fall essenziell für Anfänger sei das Ablegen des Schamgefühls. Wie wirken meine Bewegungen auf andere? Wie sieht das überhaupt aus, was ich hier mache? Das alles muss raus aus dem Kopf. Abschalten, fallen lassen.
„Man kann sich fallen lassen, die Musik fühlen und komplett abschalten, einfach Mensch sein.“ Ben Wichert
Tanz, das ist die Freude an der Bewegung zur Musik. Und dann gibt es da noch die Wettkämpfe. Die sogenannten Freestyle-Battles – zwei Tänzer oder Gruppen tanzen abwechselnd gegeneinander – liegen ihm besonders. Das Ziel ist es, eine Jury und natürlich das anwesende Publikum zu begeistern, das meist in Kreisform um die Tanzfläche verteilt steht und die Tänzer anfeuert.
Mit seiner Tanzschule feiert Ben Wichert in diesem Jahr einjähriges Bestehen und es ist ein voller Erfolg. Ein Team aus rund 13 erfahrenen Dozenten lehrt hier auf 560 Quadratmetern Fläche alle möglichen Spielarten und Techniken: von Afrodance über Funk und natürlich Hip Hop bis zu Breakdance, Tricking, Popping und Free Running. Aber auch klassische Tänze wie Salsa und Bachata werden angeboten. Eine derartige Vielfalt im Bereich der urbanen Tanzstile gab es bislang nicht im Tal. Und es gibt noch einen guten Grund dafür, dass sich der Weltenbummler für den Standort entschieden: Hier kann er auf ein großes, gewachsenes Netzwerk zurückgreifen, hier kennt er sich aus und man kennt ihn. „Hip Hop verbindet alles“, sagt Ben Wichert.
Film und Funk
Sein Tanzstudio hält den Wuppertaler natürlich nicht davon ab, auch weiterhin im internationalen Business mitzumischen. Dazu gehören dann auch mal Werbeauftritte für große Marken wie Mercedes und Tic Tac oder die Arbeit mit Musikern wie Martin Grubinger oder Redman. Außerdem organisiert er eine eigene Festivalreihe mit dem Namen „Free Spirit Festival“ und choreografiert und produziert als künstlerischer Leiter des Kulturpalast Hamburg Tanzshows und andere Bühnenproduktion. Aktuell dreht er seinen ersten Tanzfilm, in dem es natürlich um Urban Dance geht. Irgendwann im Herbst 2020 soll der in die Kinos kommen.
Auch für sein Projekt UrbanartComplex hat der 30-Jährige noch große Pläne, die über das Themenspektrum einer gewöhnlichen Tanzschule hinausgehen. Langfristig soll ein professionelles Tonstudio eingerichtet werden und er will die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weiter ausbauen. Seit einigen Monaten gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit der Kindertagesstätte Rotznasen auf dem Ölberg. Vielleicht, so Wichert, wird es irgendwann sogar einen Ableger an einem zweiten Standort geben.
Text: Marc Freudenhammer
Kontakt:
UrbanartComplex
Zollstraße 11
42103 Wuppertal
www.urbanartcomplex.com