Verkehr: Schwebebahn-Schwestern
Big in Japan
Mit der Shonan Monorail aus Kamakura hat das Wuppertaler Original eine echte, japanische Schwester gefunden. Auch wenn sich die beiden Bahnen niemals begegnen werden, teilen sie doch viele Merkmale.
Die Wuppertaler Schwebebahn ist zwar einzigartig, aber sie ist nicht die einzige hängende Einschienenbahn auf der Welt. Schwebebahnen fahren beispielsweise auch in Dresden, Japan und den USA. Aber die Wuppertaler „Einschienen-Hängebahn System Langen“ ist die älteste und daher Vorbild für alle späteren Systeme. Am 13. September 1898 wurde in Elberfeld die erste Schwebebahn zu Testfahrten an das gerade fertiggestellte Gerüst gehängt. Genau 120 Jahre später, am 13. September 2018, hat die „alte Dame“ aus Wuppertal eine „kleine Schwester“ aus dem japanischen Kamakura bekommen: die Shonan Monorail. Beide Unternehmen gründeten gemeinsam den Verband der Schwesterschwebebahnen, die „Sister Suspended Monorails“.
Die Idee entstand bei einem Treffen von Hideo Otawari, Präsident der Shonan Monorail, und Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH, im Frühjahr in Wuppertal. „Als Herr Otawari uns im April dieses Jahres besucht hat, haben wir schnell mehr als einen gemeinsamen Nenner gefunden“, berichtet Ulrich Jaeger. Der Geschäftsführer der Schwesterschwebebahn in Kamakura ist auch heute noch fasziniert von seinem Besuch im Bergischen: „Die Wuppertaler Schwebebahn ist die älteste Hängebahn der Welt und ihre unmittelbare Lage über dem Fluss mit Blick auf das historische und moderne Wuppertal ergeben ein einzigartiges Fahrerlebnis.“
„Als Herr Otawari uns im April dieses Jahres besucht hat, haben wir schnell mehr als einen gemeinsamen Nenner gefunden.“ Ulrich Jaeger
Die Shonan Monorail verkehrt in der japanischen Stadt Kamakura, circa 50 Kilometer südwestlich von Tokio. Sie befördert jährlich rund zehn Millionen Fahrgäste auf einer 6,6 Kilometer langen Strecke. Zum Vergleich: Die Wuppertaler Schwebebahn nutzen auf der fast genau doppelt so langen Stecke (13,3 Kilometer) jährlich rund 24 Millionen Fahrgäste.
Süße Bahn
Die Schwesterschwebebahnen in Japan und Wuppertal feierten ihre Allianz mit besonderen Aktionen. In Kamakura waren die Schwebebahnstationen und Schwebebahnen feierlich geschmückt. Zudem gab es Sondertickets. In Wuppertal fährt die himmelblaue Schwebebahn Nummer 01 im Kawaii-Design durch das Tal. „Kawaii“ ist die japanische Bezeichnung für „liebenswert“ und „süß“. Die Kawaii-Kultur durchzieht alle Bereiche der japanischen Gesellschaft. Auch in der westlichen Kultur hat Kawaii in den vergangenen Jahren eine immer größere Bedeutung gewonnen. Teil der Kawaii-Kultur sind beispielsweise Monchichi, Hello Kitty oder Pokémon.
Auf einer Schiene
Die Shonan Monorail ähnelt in ihrer Bauart mehr dem Düsseldorfer Skytrain als der Wuppertaler Schwebebahn. Sie ging 1970 in Betrieb. Besonderheit auf der Strecke sind zwei Tunnel von 200 und 450 Meter Länge. Die Züge bestehen aus drei Waggons und sind insgesamt 40 Meter lang. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 75 Stundenkilometer. Einschienenbahnen sind als Verkehrssysteme in Japan relativ verbreitet, darunter sind auch einige als Hängebahnen ausgeführt. Die älteste davon fährt im Ueno-Zoo in Tokio. Sie wurde bereits 1957 in Betrieb genommen und sieht der Wuppertaler Schwebebahn sehr ähnlich. Größere Bedeutung für den ÖPNV in Großstädten haben allerdings die Schwebebahnen in Chiba und die neue Schwesterbahn in Kamakura.