Unternehmen: 50 Jahre WSW-Kundenmagazin
Das WSW-Kundenmagazin hat sich im Laufe der Zeit – und mit der Zeit – gewandelt. Seit 50 Jahren begleitet das Druckwerk jetzt schon die Geschichte der Stadt und die Themen der Menschen. Ein Rückblick.
Im August 1968 erschien die erste Ausgabe unseres Kundenmagazins, das damals noch „Stadtwerke-Information“ hieß. Wichtigstes Thema damals: Die Umstellung der Gasversorgung in Wuppertal von Kokereigas auf Erdgas. Der Informationsbedarf war groß, unter anderem mussten die Gasbrenner in allen Wuppertaler Haushalten für das neue Gas umgestellt werden. Die Stadtwerke-Information war bis in die 90er Jahre eine richtige Zeitung, die auf dem entsprechenden Papier im Zweifarbdruck hergestellt wurde. Die erste vollfarbige Ausgabe erschien 1994. In den fünf Jahrzehnten ihres Bestehens entwickelte sich die wsw.info von der Kundeninformation zum Stadtmagazin.
Wer in den alten Heften stöbert, erlebt eine Zeitreise. Um das Jahr 1970 herrschte in Wuppertal Aufbruchsstimmung. Auch die Stadtwerke entwickelten einige ambitionierte Projekte, die Thema in der Kundenzeitung waren. Nicht alle Vorhaben wurden umgesetzt. So blieb von dem Plan, ein unterirdisches Spitzenkraftwerk im Hardtberg zu bauen, nur ein Stollen übrig, der heute von Höhlenforschern genutzt wird. Hingegen investierte die WSW in den Bau einer Wendeanlage an der Station Zoo/Stadion und die Anschaffung neuer Gelenktriebwagen für die Schwebebahn. Letzteres war auch dringend nötig, da einige der damals eingesetzten Schwebebahnwagen schon 70 (!) Betriebsjahre auf dem Buckel hatten. 1969 zeigte die Kundezeitung das ersten Entwurfsbild der neuen Bahnen. Überlegungen zu einer Verlängerung der Schwebebahnstrecke von Oberbarmen nach Nächstebreck wurden nicht weiter verfolgt.
WSW-Nachwuchs
Jugendprotest war ein großes Thema in jenen Jahren. Nicht so in der Kundenzeitung der WSW. Im Gegenteil. 1969 ließen die Stadtwerke ihre Lehrlinge zu Wort kommen. Sie gaben offenherzig preis, warum sie sich für eine Ausbildung bei den WSW entschieden hatten. „Ich durfte mir keinen Beruf aussuchen. Mein Vater hat mich nicht gefragt“, wurde eine Nachwuchskraft zitiert. Beliebte Begründung außerdem: „Mein Vater/Onkel/Bruder arbeitet auch bei den WSW.“ Gut zwanzig Jahre später befragte die Redaktion noch einmal Azubis. Sie lobten nun die „Forderung nach Selbstständigkeit und Selbstverantwortung“. Nicht nur die Zeiten, auch die Jugend ändert sich.
Topaktuell ein Thema aus dem Jahr 1971: Luftverschmutzung durch Dieselbusse. Die WSW wehrten sich gegen den Vorwurf, dass ihre Busse für die „Luftverpestung“ in der Stadt verantwortlich seien. Stattdessen seien die rund 82 000 Pkw mit Benzinmotoren in Wuppertal schuld an dem gesundheitsschädlichen Ausstoß von Kohlenmonoxid, Aldehyden, Stickstoffoxiden und Schwefeldioxiden. Damals beherrschten noch nicht die Schlagworte „Feinstaub“ und „Klimawandel“ die Debatte.
Heimcomputer zu gewinnen
1978 wurde das Kundencenter an der Bromberger Straße umfassend modernisiert. Sichtbares Kennzeichen: Die Beraterplätze waren jetzt mit „neuzeitlichen Bildschirmen“ ausgestattet, wie die Stadtwerke-Information berichtete. Dahinter steckte das neue elektronische Kundeninformationssystem, das die alten Karteikästen überflüssig machte. Dies war der Einstieg in den digitalen Kundenservice, wie ihn die WSW heute online beispielsweise mit „Meine WSW“ und mobilen Apps anbieten. In der Kundenzeitung erklärte man außerdem die neu eingeführte Jahresverbrauchsabrechnung. Nach der ersten „Digitalisierung“ des Kundencenters dauerte es noch einige Jahre, bis PCs auch Einzug in Privathaushalte hielten. Beim Preisrätsel in der Kundenzeitung gab es 1991 erstmals einen Heimcomputer, Modell Sanyo MBC 27 MT, zu gewinnen.
Wuppertal im Wandel
In den 1980er Jahren stand das Thema Umweltschutz ganz oben auf der Agenda. Zu Beginn des Jahrzehnts diskutierte man über „sauren Regen“ und die Zerstörung der Wälder. Auch die WSW Information nahm sich des Themas an und ließ im Juni 1983 auf vier Seiten einen Forstexperten zu Wort kommen. In der gleichen Ausgabe wurde über die Rückumstellung des Heizkraftwerks Elberfeld von Erdgas- auf Kohlefeuerung berichtet. Das Kundenmagazin scheute die Kontroverse also nicht. Genauso handelten Redaktion und WSW-Vorstand einige Jahre später beim Thema Kernkraft. Im April 1986 ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Relevant war das Kernkraftthema für die WSW vor allem deswegen, weil sie sich am Projekt des Hochtemperatur-Reaktors (HTR) Hamm-Uentrop beteiligt hatten (Schon 1958 gab es eine Beteiligung am Versuchsreaktor Jülich). Pro und Kontra von Wuppertaler Kernkraftgegnern und der HTR-Betreibergesellschaft druckte die WSW Information im Juni 1986 ab. Trotz der Gesprächsbereitschaft der Stadtwerke verübten militante Kernkraftgegner in der Nacht zum 16. Juni 1986 einen Anschlag auf die Schwebebahn.
„Werbung an der Schwebebahn. Ja oder nein?“ fragte die WSW-Redaktion ihre Leserinnen und Leser 1989. Fast 3 000 Wuppertaler teilten ihre Meinung mit und sprachen sich mit überwältigender Mehrheit gegen Werbung auf dem Wuppertaler Wahrzeichen aus. „Es wird keine Reklame an den Schwebebahnzügen geben!“, ließ sich der damalige Vorstandvorsitzende auf einer Pressekonferenz zitieren. Die Aussage hatte nicht allzu lange Bestand. Zur Wiedereröffnung des Von der Heydt-Museums 1990 gratulierten die WSW mit einer beklebten Bahn und schließlich beschloss der Aufsichtsrat, vier Bahnen für Werbung freizugeben, unter anderem erhielt ein Gelenktriebwagen eine Ticket2000-Beklebung.
Ab 1995 war der Ausbau der Schwebebahn ein regelmäßiges Thema in der WSW Information. Im gleichen Jahr erschien auch das damals eingeführte WSW-Logo erstmals auf den Heften. Neben dem Schwebebahnausbau boten nun auch die Aktivitäten der WSW als Konzertveranstalter, der Veranstaltungskartenverkauf über TopTicket und sogar eigene CD-Produktionen Inhalte für das Kundenmagazin. Insgesamt wurden die Hefte „unpolitischer“ und werblicher, es gab kaum noch Raum für kontroverse Themen. Die Diskussion über das zukünftige Erscheinungsbild von Schwebebahnstationen und Gerüst sowie die Forderung nach Denkmalschutz fanden in der WSW Information kaum Berücksichtigung. Die Liberalisierung und der Wettbewerb auf dem Energiemarkt (ab 1999) begegnen den Leserinnen und Lesern hauptsächlich in der Versicherung „Wechseln lohnt nicht!“. Die Kundenzeitung wurde vor allem als Instrument zur Kundenbindung gesehen. Immerhin wurde deutlich: Die WSW sind ein Unternehmen im Wandel.
2005 wagen die WSW den Neustart des Kundenmagazins. Ein neues Erscheinungsbild steht auch für ein neues inhaltliches Konzept. Geschichten aus der Stadt, Interviews und Reportagen aus den Geschäftsfeldern der WSW ergänzen die Informationen rund um die Produkte und Dienstleistungen aus Versorgung und ÖPNV. In der wsw.info, so der Titel seit 2011, finden sich nun auch Texte über so unterschiedliche Themen wie das Kinderhospiz Burgholz, die Fantasy-Sportart „Jugger“ oder Tee-Trinker in Wuppertal. Das Konzept ist aufgegangen. Umfragen zeigen, dass die Leser-Blatt-Bindung gestärkt und neue (jüngere) Lesergruppen erreicht werden. Auch die Wuppertalerinnen und Wuppertaler und das, was sie bewegt, sind jetzt wieder stärker in der wsw.info vertreten.