Kultur: Interview mit Gerhard Finckh
13 Jahre lang hat Gerhard Finckh das Von der Heydt-Museum geleitet. Ab nächstes Jahr wird diese Aufgabe jemand anderes übernehmen. Ein ganz persönliches Resümee.
Gerhard Finckh ist seit 2006 Museumsdirektor des Von der Heydt-Museums. In der Zeit hat er viele große Ausstellungen konzipiert, zu Monet, Sisley, Bonnard, Renoir, Pissarro, Rubens, Degas & Rodin und zuletzt zu Manet. Insgesamt haben die Ausstellungen 1,5 Millionen Besucher nach Wuppertal gelockt – nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Beneluxländern. Für viele gehört der Besuch der Ausstellungen in Wuppertal zum kulturellen Pflichtprogramm. Ende April 2019 verabschiedet sich der Museumsdirektor in den Ruhestand. Seine letzte Ausstellung in Wuppertal „Blockbuster – Museum“ beschäftigt sich auch damit, wie eine Ausstellung entsteht.
13 Jahre Von der Heydt-Museum – eine Glückszahl für Sie?
Finckh: Ja, auf jeden Fall. Mein Team und ich konnten hier viele großartige Ausstellungen realisieren, mit Leihgaben aus aller Welt, von Museen, die vorher das Von der Heydt-Museum noch gar nicht kannten. Das ist schon ein gutes Gefühl. Wenn die Bilder hier nach langer Reise ankommen und aus ihren Kisten geholt werden, sind das schon Glücksmomente für einen Museumsdirektor.
„Das Haus ist mir ans Herz gewachsen: Für mich waren diese 13 Jahre sicher die schönsten meiner Karriere.“
An welche Ausstellung denken Sie besonders gerne zurück?
Natürlich war die Monet-Ausstellung mit 300.000 Besuchern ein Highlight – nicht nur wegen der hohen Besucherzahl, sondern weil es uns gelungen ist, die erste umfassende Monet-Ausstellung in Deutschland zu präsentieren. Für mich ist es wichtig, dass eine Ausstellung in sich stimmig ist und ob sie das einlöst, was ich mir davon erhofft habe. Neben den Ausstellungserfolgen habe ich aber auch versucht, das Museum selbst voranzubringen – und auch da ist einiges gelungen.
Zum Beispiel?
Wir hatten zwar nie viel Geld, um Ankäufe zu machen, konnten aber trotzdem die Sammlung weiterentwickeln. Wir haben viele Schenkungen erhalten, weil die Leute gemerkt haben, dass wir sehr sorgfältig mit der Kunst umgehen. Dazu haben wir das Konzept der Ausstellungen geändert. Früher gab es immer im Mezzanin, im Zwischengeschoss, eine Wechselausstellung. Die Sammlung wurde zum Beispiel über einen langen Zeitraum thematisch sortiert im zweiten Geschoss gezeigt, in verschiedenfarbigen Räumen. Wir haben das geändert und die großen Wechselausstellungen, die wir selbst kuratiert haben, nur noch dort präsentiert. Das wurde gut angenommen.
Was hätte besser laufen können?
Wir wünschen uns noch mehr Unterstützung – von der Stadt, aber auch von der hiesigen Wirtschaft. Das wird auch in Zukunft eine riesige Aufgabe sein. Private und öffentliche Hand müssen mehr zusammenarbeiten. Unser finanzielles Polster ist leider in den letzten Jahren abgeschmolzen. Ohne eine massive Finanzspritze wird das Museum in dieser Form nicht mehr weiterexistieren können.
Ihre letzte Ausstellung heißt „Blockbuster – Museum“ – warum?
Wir zeigen eine Sammlungspräsentation mit vielen Schätzen aus unserer reichen Sammlung. Darüber hinaus war es mir wichtig zu erläutern, wie eine Ausstellung entsteht, wie ein Museum eigentlich arbeitet und was ein Museum für die heutige Gesellschaft leistet. Denn jedes Jahr besuchen mehr als 100 Millionen Besucher Museen und Sammlungen in ganz Deutschland. Die Zahl zeigt nicht nur das große Interesse der Bevölkerung an Kunst und Kultur, Geschichte, Natur und Technik, sondern bedeutet auch eine Verpflichtung für Wissenschaftler, Sammlungsleiter und Ausstellungsmacher.
Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an Ihren Ruhestand denken?
Ich freue mich auf das Reisen, nach Italien, Frankreich, Südostasien, und darauf, Kunst in Ruhe bestaunen zu können. Kunst und Leben gehören bei mir zusammen: Ohne die Kunst wäre ein Leben für mich nicht vorstellbar.
Kommen Sie auch weiterhin ins Von der Heydt-Museum?
Natürlich werde ich gespannt verfolgen, was mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin macht. Das Haus ist mir ans Herz gewachsen: Für mich waren diese 13 Jahre sicher die schönsten meiner Karriere.