Freizeit: Escape Rooms in Wuppertal
Sogenannte Escape Rooms sind aktuell schwer im Kommen. Insgesamt vier Anbieter in Wuppertal bieten diese nervenaufreibende Form der Freizeitgestaltung an.
Klack. Die Tür fällt ins Schloss. Vor uns führt die typische Holztreppe der Baker Street 221b nach oben. Auf einem Tischchen verbreiten ein paar Kerzen mattes Licht. Sechzig Minuten haben wir nun Zeit, wieder aus diesem Raum zu entkommen; gleichzeitig sollen wir herausfinden, wer der Mörder des tot bei Sherlock Holmes gefundenen Ex-Klienten ist.
Sherlock Holmes ist eines der vier Spielthemen bei Final Escape, einem von vier Anbietern von Escape Rooms in Wuppertal. Das Spielprinzip ist jedes Mal das gleiche: Ein Team von zwei bis sechs Menschen wird in einen Raum gesperrt und muss Rätsel lösen und Hinweise finden, um sich wieder zu befreien. Firmen nutzen solche Räume gerne als Teambuilding-Maßnahme, Freunde genießen den Adrenalinschub. Während die anderen Anbieter ihre Räume selbst gebaut haben, sorgte bei Final Escape ein Team aus Bühnenbildnern und Film-Patineuren für eine originalgetreue Kulisse. Heimelig-nostalgisch wirkt die Baker Street, eklig die Zelle von Alcatraz, mittelalterlich der Kerker des Henkers.
Wir schauen uns in der Diele und auf der Treppe um. Drei Türen sind zu sehen – eine oben an der Treppe, mit einem Vorhängeschloss gesichert, die Eingangstür und eine weitere ohne Klinke. Alles in diesem Raum kann ein Hinweis sein. Jedes Detail müssen wir beachten und schlau wie Sherlock kombinieren. „Alles über zwei Meter Höhe ist nicht spielrelevant“, hatte Saskia bei ihrer Einführung noch erklärt. Und dass kein Gegenstand mit Gewalt bewegt werden muss. „Kommuniziert miteinander, guckt alles genau an.“ Klar. Auch der Notknopf neben der Tür sollte wirklich nur im Notfall betätigt werden. „Denn dann gehen nicht nur alle Türen auf, sondern alle Rätsel lösen aus und euer Fall ist vorbei“, warnte Saskia.
Jedes Detail zählt
Das wollen wir natürlich nicht. Wir spähen in den Schirmständer und in den Kerzenhalter in der Hoffnung, einen Schlüssel zu finden. Fehlanzeige. Das schummrige Licht erleichtert die Suche nicht wirklich. Anja entdeckt irgendwann durch genaues Fühlen und Zuhören den Mechanismus, der uns schließlich durch eine weitere Kombination einen Schlüssel freigibt. Doch wo gehört der hin? Nichts ist so, wie wir es denken. Und dann muss Tobi in einen engen, niedrigen Tunnel krabbeln, der weitere Überraschungen bereithält.
Trotzdem sind die Rätsel alle gut zu schaffen und bald betreten wir das Wohnzimmer von Sherlock Holmes. Eine große Bücherwand dominiert den Raum, ein Tisch mit Schachbrett und ein Klavier. Wir versuchen, jede Kleinigkeit aufzunehmen. Hat diese Postkarte eine Bedeutung? Was wollen uns die seltsamen Buchstaben mit der Gleichung sagen? Welche Information könnten wir von dem Giftfläschchen benötigen? Immer noch wissen wir nicht, was wir eigentlich suchen. Wie sollen wir den Mörder identifizieren? Wir drehen Buchseiten um, starren die Uhr an und drücken auf die Klaviertasten. Vorwissen ist für das Lösen der Rätsel nicht nötig. Dafür viel Genauigkeit, Konzentration, Um-die-Ecke-Denken und Teamwork. „Hier erscheint etwas“, ruft Burkhard aufgeregt und sofort strengen alle ihre grauen Zellen an, um das Bild zu enträtseln. Im letzten Moment entschlüsseln wir das Geheimnis. Die Spielleiterin beobachtet uns dabei die ganze Zeit über Kameras und gibt uns immer mal wieder einen Tipp, wenn wir festhängen.
Kurz vor Ablauf der Zeit schaffen wir es, die Tür zu öffnen, und wir werden ins Foyer entlassen. Christian Kohlhaas, Geschäftsführer von Final Escape Wuppertal, bietet uns Erfrischungen an – aus einer Schwebebahn im Steampunk-Stil heraus. Der ganze Raum ist mit Kupferrohren und Druckmessgeräten in diesem Stil gehalten. Schon marschiert die nächste Truppe die Treppe hinauf nach Alcatraz.
Immer neue Rätsel
Die anderen Wuppertaler Anbieter haben ganz andere Themen entwickelt. Alexander Hergert, der 2015 seinen Lockroom an der Steinbeck eröffnete, lässt darin nach einem Serum gegen die Spanische Grippe forschen. Am Werth müssen die Spieler bei ihm aus einem Tempel fliehen und eine Rettungskapsel finden. Ein dritter Raum ist in Planung.
Fun4Mind am Unterbarmer Bahnhof gibt es seit 2016. Dort haben die Gäste die Wahl zwischen „Mental Memory“ und „Nerd Zone“. Dabei müssen sie sich nicht nur befreien, sondern auch einen Auftrag erfüllen. „Unsere Aufgaben werden permanent umgestaltet und ausgetauscht“, erklärt Inhaber Valeri Dinius. So können Besucher immer wieder kommen und erleben jedes Mal ein neues Abenteuer. Ein Leben nach fünf Jahren dritter Weltkrieg stellt Roomout an der Feldstraße in Wichlinghausen nach. Dort können zwei bis fünf Personen eine Stunde lang spielen und anschließend auch eine Playstation VR ausprobieren.