Energie: Wuppertal feiert die Talwärme
Volldampf voraus
Die Eröffnung des neuen Trassenabschnitts von der AWG auf Korzert bis zur Talsohle war der Startschuss für die Talwärme. Mit der lokalen Fernwärme leistet Wuppertal einen erheblichen Beitrag zur Energiewende.
„Tschüss Kohle, hallo Talwärme!“ Unter diesem Motto luden WSW und AWG am 7. Juli zum Festakt und anschließendem Familienfest ein, in dessen Rahmen das Ende der Kohle-Ära am Standort des Heizkraftwerks (HKW) Elberfeld und gleichzeitig die Inbetriebnahme der umweltfreundlichen Fernwärme in Wuppertal bei der AWG auf Korzert gefeiert wurde. Vier Jahre Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine zweijährige Bauzeit der 3,2 Kilometer langen Fernwärmepipeline, der sogenannten Süd-West-Trasse, von der AWG auf Korzert zum Fernwärmenetz in der Talsohle sind nun abgeschlossen. Mit dem Ausbau wird zukünftig ein klimafreundliches Fernwärme-Angebot sichergestellt – die WSW Talwärme. Mit der Stilllegung des HKW übernimmt die Einspeisung von Dampf und Wärme die AWG über die „neue“ Fernwärmeleitung, ohne eine einzige Tonne mehr an regionalen Abfällen zu benötigen. Dadurch spart Wuppertal jährlich über 450 000 Tonnen CO2 und 200 Tonnen Stickoxide ein. Eine deutschlandweit vorbildliche Wärmestrategie im Rahmen der Energiewende, was auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze beim Festakt mit den Worten „mehr Wuppertal in Deutschland würde uns allen gut tun“ bestätigte. Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke sieht in dieser Form der Wärmeversorgung den Klimaschutz global gedacht und lokal umgesetzt.
Zwischen Musik, Spiel und Spaß gab es beim Familienfest einen letzten Blick hinter die Kulissen des Heizkraftwerks. Eine Fotoausstellung fasste die 120-jährige Geschichte der Kohleverstromung zusammen, die auch eine wirtschafts-, verkehrs- und sozialgeschichtliche Entwicklung in sich trug. Das Kohlekraftwerk sicherte seit Inbetriebnahme im Jahre 1900 (Baubeginn 1898) im Laufe der Zeit den Betrieb der Schwebebahn, befeuerte die Entwicklung der Elberfelder Industrie und des Bayer-Werks und beschäftigte mehrere Generationen von Stadtwerkern.
Ende einer Ära
Bei diesem qualitativen Sprung in eine umweltfreundliche Wärmeversorgung bleiben letztendlich ein lachendes und ein weinendes Auge übrig. Aus unternehmerischer und insbesondere ökologischer Sicht ist die Stilllegung des Kraftwerks natürlich ein voller Erfolg, trotzdem ist damit auch eine Ära zu Ende gegangen. Wer sich für einen Fernwärmeanschluss interessiert, kann im Internet prüfen, ob eine Anbindung der Immobilie an das Fernwärmenetz möglich ist. Im positiven Fall gibt es auch Angebote zu den WSW-Talwärme-Produkten. Weitere Infos zum Thema WSW Talwärme gibt es im Internet unter www.wsw-online.de.
„Mehr Wuppertal in Deutschland würde uns allen gut tun.“ Svenja Schulze
Zahlen und Fakten
- Zukünftig liefert das MHKW rund 650 000 Tonnen Dampf pro Jahr.
- Der jährliche CO2-Ausstoß in Wuppertal wird um ca. 450 000 Tonnen reduziert. Zudem reduzieren sich der jährliche Ausstoß von Stickoxiden, Schwefeldioxid und Staub sowie die Wärmebelastung der Wupper.
- Rund 400 000 Tonnen Abfälle werden im MHKW jährlich verarbeitet, davon sind über 50 Prozent biologischen oder organischen Ursprungs und gelten damit als erneuerbar.
- Die erzeugte Wärme wird mit einem Primärenergiefaktor von 0,00 bemessen.
- Im MHKW wurden eine zusätzliche Gegendruckturbine und 3 Dampfumformstationen installiert.
- Für die Infrastruktur im MHKW und die Trasse wurden insgesamt 45 Millionen Euro investiert.
- Das Gas- und Dampf-Kraftwerk in Barmen wird in den Heizperioden gemeinsam mit dem MHKW den Wärmebedarf decken.
- Zusätzlich soll im MHKW eine Elektrolyseanlage installiert werden, die den vor Ort produzierten Strom zu Wasserstoff verarbeitet. Dieser soll ab 2019 für neue, klimafreundliche Brennstoffzellenbusse genutzt werden.