Unternehmen: WSW-Kinospot
Kamera ab!
Ein verlorener Lolli, die Schwebebahn und eine große Liebe: Der neue Unternehmens-Kinospot zeigt, dass nicht alles besser wird – die WSW schon. So entstand der rührende Werbefilm der Wishlist-Macher.
7.30 Uhr
Walkie-Talkies. Stifte. Klebeband. Notizen. Laptops. Kisten mit Schuhen. Tüten mit Kleidung. Lockenstab. Pinsel, Cremetöpfchen, Rasierer. Dazwischen sitzt Ursula Wüsthof am meterlangen Tisch. Eine Stylistin frisiert der Solinger Schauspielerin die kurzen Haare. Ihr Kollege Hans Richter, 40 Jahre lang im Schauspielhaus zu Hause, steht daneben. Sie plaudern. In 45 Minuten wird sie zu Marie, er zu Konrad. Dann tauschen sie nur noch Blicke.
7.50 Uhr
Regisseur Marc Schießer weist 20 Komparsen ein, die nebenan im Aufenthaltsraum der Wagenhalle Vohwinkel versammelt sind. Was dürfen sie mit ans Set nehmen, wie wird gedreht, muss noch jemand zur Toilette?
8.10 Uhr
Die Darsteller, das Filmteam der Wuppertaler Wishlist-Macher Outside the Club und die Komparsen nehmen ihre Plätze in der Schwebebahn ein. „Sonderzugfahrt. Bitte nicht einsteigen“, steht auf dem Display des New-Generation-Wagens Nummer 10. Er fährt an.
8.16 Uhr
„Ruhe bitte, wir wollen drehen!“, ruft Produzent Marcel Becker-Neu. Hans, auf den die Kamera jetzt gerichtet ist, sieht man kaum, Menschen umringen ihn. Er konzentriert sich ganz auf seine Rolle des Konrad, der nach Jahrzehnten seiner alten Flamme begegnet. „Noch eine! Kamera ab!“
8.26 Uhr
Szene 1 ist im Kasten. Das Team baut um. Komparsen tauschen Plätze, Ursula macht sich bereit und ihre Rolle gut. Die perfekte Außenkulisse einschließlich passender Linkskurve der Schwebebahn braucht länger. Bis Oberbarmen sitzt der zweite Take.
8.45 Uhr
Für Szene 3 steht die Bahn. Konrad hält Marie an der Tür etwas hin. Sie blickt darauf, auf ihn, steigt rückwärts aus. Immer wieder begleitet die Kamera Mimik und Gestik der beiden, wird das Licht justiert. Marcel drängt zur Eile. Zu lange Standzeit brächte den Tagesfahrplan durcheinander. „Eine Wiederholung noch“, sagt
9.18 Uhr
An der Kluse wiederholt sich die Szene aus einer neuen Perspektive. Die Station wurde dafür extra gesperrt, zwei Komparsen positionieren sich am Bahnsteig gegenüber. „Und bitte!“, ruft Marc. Das Pärchen schlendert los, die Kamera schwenkt auf Konrad, der Marie strahlend einen Lolli entgegenstreckt. Dann reißt Kameramann Tui Lohf das Filmgerät herum und hält Maries versteinerten Blick fest.
9.40 Uhr
Bis zur Ankunft in Vohwinkel filmt das Team weitere Einstellungen, lobt alle Beteiligten. Die Schwebebahn startet zur nächsten Runde. In 70 Minuten wird der erste Part des Kinospots abgedreht sein.
13.52 Uhr
Zum vierten Mal startet das Filmteam nach Oberbarmen. Komparsen aus der Morgengruppe und neue sind dabei. Statt moderner Kleidung tragen sie jetzt grobmaschige Strickwesten, riesige Sonnenbrillen, fransige Umhängetaschen, bodenlange Kleider, wallende Hosen, geblümte Hemden. Um sie herum: Werbetafeln für Sunkist-Fruchtsaftgetränke, Bellinda-Strumpfhosen, Männer steh’n auf Comanat. Das bunte Treiben passt zum blau-orangefarbenen Anstrich der Bahn – Teil 2 des Spot-Drehs spielt in den 70ern. „Kamera läuft!“, ruft Marc.
14.20 Uhr
Konrad, jetzt Mittzwanziger, kämpft sich durch eine Hippie-Protestgruppe, Schilder mit der Aufschrift „Make love not war“ und „Peace“ versperren ihm die Sicht auf das hübsche Mädchen im vorderen Teil der ruckelnden Schwebebahn. Der Verzweifelte in beiger Schlaghose will es erreichen. „Gekauft!“, ruft Marc und nickt dem Kölner Schauspieler Tobias Schwieger (27) zu. „Perfekt.“ Genau wie die Szene, in der sich Marie alias Pia Slomczyk (28) mit großen Augen zu Konrad umdreht, aber von drängenden Mitfahrern aus der Wagentür gedrückt wird.
17 Uhr
Im Aufenthaltsraum bespricht sich das WSW-Team, im Kaiserwagen Nummer 19 in der Vohwinkeler Wagenhalle bereiten sich Sophie Becker-Neu (11) und Justus Müller-Kirberg (11) auf ihren Einsatz vor. Die letzten beiden Schwebebahntouren des Tages spielen in den 1950er-Jahren. Maries Laien-Darstellerin trägt geflochtene Zöpfe, einen grauen Rock, Strümpfe und eine Bluse. Konrads Haar ist gescheitelt, seine kurze graue Hose wird von Trägern mit Fischgrätmuster gehalten. In 40 Minuten startet der Dreh, vorher verewigen sich die Komparsen im feinen Zwirn mit Stock und Hut auf Fotos.
18.10 Uhr
Die Sonne steht tief. Die am Fenster vorbeischwebenden Fassaden dürfen nicht zu modern sein. Das erschwert die Aufnahmen. Die Darsteller machen ihren Job hervorragend. „Das übertrifft unsere Erwartungen“, sagt Marc, der das Drehbuch mit Kollege Marcel geschrieben hat und den Spot produziert.
19 Uhr
Marie spielt eine Szene im stehenden Kaiserwagen in der Wagenhalle, vor einem Greenscreen im Hof entstehen Komparsen-Schnitte: Drei Kinder spielen Schnick-Schnack-Schnuck, Eltern schimpfen ihren Sohn, eine Frau schreitet den Weg entlang.
19.35 Uhr
„Die Bilder der einzelnen Leute setzen wir später digital in einen 3D-Nachbau des Alten Markts der 50er-Jahre ein“, erklärt Marc Schießer und steigt zurück in den Kaiserwagen. In fünf Minuten beginnt die letzte Fahrt.