Energie: Eröffnung Talwärme
Im Juni 2016 begannen WSW und AWG mit dem Bau einer Fernwärmeleitung vom Müllheizkraftwerk auf Korzert zum Fernwärmenetz in der Elberfelder Talsohle. Ziel ist es, langfristig eine umweltfreundliche Wärmeversorgung in Wuppertal sicherzustellen. Im Juli wird die neue Pipeline in Betrieb genommen.
Die neue Fernwärmeleitung Süd-West bedeutet Tradition und Innovation zu-gleich. Tradition, weil damit eine rund hundertjährige Erfolgsgeschichte der Wärmegewinnung aus Kraft-Wärme-Kopplung fortgeschrieben wird; Innovation, weil die WSW mit dem Ausbau der Fernwärme einen wesentlichen Teil der Energiewende lokal umsetzen. Die Geschichte der Wuppertaler Fernwärmenutzung begann im Barmer Rathaus. Ab 1921 belieferte die Heizkesselanlage des Verwaltungsgebäudes auch die benachbarte Badeanstalt in der Flurstraße mit Wärme. Ab 1925 wurde aus der Stromproduktion im Kraftwerk Am Clef Wärme ausgekoppelt, um Privathaushalte, Betriebe und öffentliche Gebäude zu beheizen. Die Umwelt profitierte sofort davon, denn die damals produzierte Wärmemenge entsprach dem Kohlenverbrauch von 7500 Familien. Wenige Jahre später war auch an der Elberfelder Kabelstraße ein Fernheizwerk in Betrieb. Die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung war also schon in den 1920er-Jahren Standard in den Wuppertaler Kraftwerken.
Energie aus Abfall
Auch die 1976 in Betrieb genommene Müllverbrennungsanlage auf Korzert produziert Strom und Wärme. Das Freibad Neuenhof wird von dort beheizt. Über die sogenannte Fernwärmeschiene Süd werden Betriebe und Haushalte von Küllenhahn bis Ronsdorf mit Wärme aus der Müllverbrennung beliefert. In Zeiten der Energiewende ist diese Art der Wärmegewinnung aktueller denn je. Entscheidender Vorteil der Wärme aus dem Müllheizkraftwerk: Sie wird ohne den Einsatz von Primärenergie produziert. Anders als die Fernwärme aus den Heizkraftwerken in Barmen und Elberfeld wird sie ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe – Gas bzw. Steinkohle – hergestellt.
WSW und AWG bauen gemeinsam das Wärmenetz in Wuppertal aus und senken gleichzeitig die Emissionen bei der Wärmeproduktion. Aus Fernwärme wird Talwärme. Die neue Wärmeenergie ist klimafreundlich, effizient und stammt aus heimischer Produktion. „Für uns ist die Energiewende auch eine Wärmewende, denn 25 Prozent des CO2-Ausstoßes werden durch den Wärmebedarf verursacht“, erklärt WSW-Chef Andreas Feicht. Entsprechend hoch ist das CO2-Reduktionspotentzial, wenn man für die Wärmeproduktion umweltfreundliche Verfahren nutzt. Davon profitieren auch Hauseigentümer, denn wer Talwärme nutzt, erfüllt dadurch schon wesentliche Vorgabe der Energieeinsparverordnung (ENEV), ohne noch extra Investitionen in die Wärmedämmung seiner Immobilie tätigen zu müssen.
Kraft-Wärme-Kopplung war schon in den 1920er-Jahren Standard in den Wuppertaler Kraftwerken.
Ende der Kohle-Ära
Die Einführung der Talwärme bedeutet das Ende der Kohlenutzung in der Fernwärmeproduktion. Das Kraftwerk Elberfeld wird 2019 vom Netz gehen. „Ein gravierender Einschnitt nicht nur für die WSW, sondern auch für die an der Kabelstraße beschäftigten Kollegen, die teilweise ihr ganzes Arbeitsleben dort verbracht haben und viel Herzblut in ihren Job investiert haben“, sagt Feicht. Aber: Die Anlage dort ist modernisierungsbedürftig. Die Investition würde sich betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnen.
Durch die Talwärme und die Stilllegung des Kohlekraftwerks in Elberfeld können in Wuppertal 450 000 Tonnen an CO2 eingespart werden. Diese Menge entspricht 60 Prozent des jährlichen Ausstoßes des Wuppertaler Autoverkehrs.
Die Inbetriebnahme der neuen Fernwärmeleitung und das Ende der Kohle-Ära feiern WSW und AWG im Müllheizkraftwerk Korzert und am Heizkraftwerk Elberfeld. Am 7. Juli gibt es ab 14 Uhr an beiden Standorten unter dem Motto „Tschüss Kohle, hallo Talwärme!“ ein buntes Programm für die ganze Familie. Zwischen den beiden Kraftwerken verkehrt an diesem Tag ein Shuttlebus – dem Anlass entsprechend mit klimaschonendem Brennstoffzellenantrieb.