Unternehmen: WSW-Mitarbeiter in Bogotá
In friedlicher Mission
Der Bürgerkrieg in Kolumbien ist offiziell beendet. Als Teil des Friedensvertrages sollen die Waffen der Rebellen zerstört werden. Dominik Clarus gehörte zu einem THW-Team, das diese Aufgabe ausgeführt hat.
Im August 2016 unterzeichneten die kolumbianische Regierung und die FARC-Guerillagruppe das Friedensabkommen zur Beendigung des über 50 Jahre anhaltenden bewaffneten Konflikts in dem südamerikanischen Land. Es wurde vereinbart, dass die FARC alle Waffen abgibt. Die Vereinten Nationen entsandten zur Überwachung des Friedenprozesses internationale Beobachter. Von Januar bis September 2017 hat das Technische Hilfswerk (THW) die UN-Mission in Kolumbien in den Bereichen Funk, Netzwerk und IT sowie Unbrauchbarmachung der FARC-Waffen unterstützt. Mit dabei war auch der Wuppertaler Dominik Clarus, der als politischer Beobachter mit einem Team des THW in der Hauptstadt Bogotá im Einsatz war.
„Unsere Aufgabe war es, die rund 9 000 Waffen der FARC-Guerilla, die im Rahmen der Mission von der UN eingesammelt worden waren, unbrauchbar zu machen“, berichtet Dominik Clarus. Für den Kfz-Mechatroniker, der bei den WSW in der Buswerkstatt arbeitet, war es nicht der erste THW-Auslandseinsatz. Vor drei Jahren leistete er schon einmal technische Hilfe in Westafrika während der Ebola-Epidemie dort. „Diesmal ging es aber um eine Friedensmission der UN und diese Aufgabe war etwas ganz anderes“, berichtet der 29-jährige Familienvater.
Diesmal reiste er nicht durchs Land, um an verschiedenen Orten Hilfsorganisationen zu unterstützen, sondern hatte einen festen Arbeitsplatz in einer großen Lagerhalle in der kolumbianischen Hauptstadt. „Jeden Morgen um sechs wurden wir in einem Bus anderthalb Stunden durch den dichten Berufsverkehr zum Waffenlager gefahren“, berichtet Dominik Clarus. Die Lagerhalle war rund um die Uhr streng bewacht. Die ersten Tage mussten die THW-ler sich erst mal ihre Werkstatt einrichten. „Nicht alle Maschinen waren schon vorhanden oder sofort einsatzbereit“, erzählt er. Aber solche Schwierigkeiten konnten die Männer vom THW natürlich nicht aufhalten. Als schließlich alles lief, lag das Arbeitspensum bei etwa 500 Waffen am Tag, die unbrauchbar gemacht wurden. Gegen 18 Uhr waren er und seine Kollegen wieder im Hotel. Viel Zeit für Unternehmungen blieb da nicht mehr, denn am nächsten Tag mussten sie ja wieder früh raus.
Sorgfalt und Kontrolle
Über ihre Arbeit mussten Dominik Clarus und seine Kollegen Stillschweigen bewahren. Im Hotel wusste niemand, was die Männer aus Deutschland in Kolumbien eigentlich taten. Und auch zu Hause in Deutschland musste der Grund ihrer Mission vor der Abreise geheim bleiben. „Auch gegenüber meinem Arbeitgeber, den WSW, durfte ich nichts sagen“, so Clarus. Ausschlaggebend für seinen Einsatzauftrag war seine technische Ausbildung, dazu gehört auch eine Zusatzqualifikation im thermischen Trennen. „Und das war ja auch meine Haupttätigkeit bei der Mission“, so Clarus. Die Erfahrungen aus Afrika hätten ihm auch wenig genützt. „Ich spreche kein Wort Spanisch und mit Englisch kommt man in Kolumbien nicht immer weit“, so Clarus. „Zum Glück hatten wir einen im Team, der die Landessprache beherrscht.“
„Diesmal ging es um eine Friedensmission der UN und diese Aufgabe war etwas ganz anderes.“ Dominik Clarus
Besonders das Unbrauchbarmachen der Maschinengewehre – darunter auch AK-47 (Kalaschnikow) und M16 – war aufwendig. An fünf Stellen musste in die Waffen hineingeschnitten werden, um sicherzustellen, dass mit ihnen nicht mehr geschossen werden kann. Wichtig war dabei, dass immer an den gleichen Stellen geschnitten wurde. „Dann kann man aus mehreren defekten Waffen auch nicht mehr eine funktionstüchtige zusammensetzen,“ erklärt Dominik Clarus. Ganz wichtig war die Dokumentation aller Vorgänge. Alle abgegebenen Waffen sind von der UN mit einem Barcode versehen worden, mit dem sie identifiziert werden konnten. Ein weiterer Barcode gab Auskunft darüber, wann, wo und von wem sie unbrauchbar gemacht wurden.
Traurige Bilanz
Die erfolgreiche Umsetzung des Friedensabkommens setzte einen friedlichen Schlusspunkt unter einen Konflikt, der über 200 000 Todesopfer gefordert hat. Die FARC, 1964 als militärischer Arm der kommunistischen Partei Kolumbiens gegründet, war mit zuletzt rund 7 000 Mitgliedern die größte Guerilla-Organisation Lateinamerikas und wurde von der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie finanzierte sich unter anderem durch Drogenhandel und setzte auch Kindersoldaten ein.
Während seines dreiwöchigen Einsatzes in Bogotá hatte Dominik Clarus trotzdem nicht den Eindruck, in einem Bürgerkriegsland zu sein. „Natürlich weiß ich, dass während des Konflikts schreckliche Dinge passiert sind, aber ich habe die Kolumbianer als gastfreundliche Menschen kennengelernt.“ Er hofft, dass das Land nun eine friedlichere Zukunft vor sich hat. Er und seine THW-Kollegen haben einen erheblichen Anteil an der erfolgreichen Umsetzung des Friedensabkommens und somit einen wichtigen Beitrag zum Frieden in Kolumbien geleistet. Für Dominik Clarus ist jetzt wieder sein Einsatz in der WSW-Buswerkstatt gefragt.