Freizeit: Winzig Stiftung
Die Wuppertaler Winzig Stiftung engagiert sich seit Jahren im Bereich der kindlichen Entwicklung. Besonders wichtig ist dem Gründer Rüdiger Theis die persönliche Freiheit – und die Lust am Lernen.
Klein, aber oho – so oder ähnlich könnte man das Engagement der Wuppertaler Winzig Stiftung charakterisieren. Dabei, so klein sind zumindest die Investitionen inzwischen gar nicht mehr. Gemeint ist eher die überschaubare Größe des Wirkungsbereichs. Die Stiftung kümmert sich nämlich in erster Linie um die Entwicklung jener Kinder, die im direkten Umfeld des Stiftungsstandorts in Wuppertal Wichlinghausen leben. Und das hat einen guten Grund: „Man bekommt dadurch viel besser mit, welchen Effekt die Arbeit hat. Man ist einfach näher dran“, sagt Stiftungsgründer Rüdiger Theis. Aus dieser bewussten Begrenzung rührt auch der Name der Stiftung. „Eine kleine überschaubare Einheit bietet immer optimale Bedingungen für möglichst große Freiheit“, erklärt Theis seinen Gedankenansatz. Und: Der Grundstein für die persönliche Freiheit wird in der Kindheit gelegt.
Zehn Prozent
Angefangen hatte alles mit einer ganz persönlichen Entscheidung des Stiftungsgründers. Bereits in jungen Jahren hat Rüdiger Theis für sich entschieden, immer zehn Prozent von seinem Geld für wohltätige Zwecke zu spenden, damals unterstützte er bevorzugt Projekte in der sogenannten Dritten Welt. Was anfangs nur ein paar Mark vom Taschengeld waren, wurde mit der Zeit immer mehr. Heute ist der Diplomingenieur erfolgreicher Geschäftsführer der Wiesemann & Theis GmbH – die Zehn-Prozent-Regel hat er einfach beibehalten.
Die Winzig Stiftung fördert Maßnahmen und Projekte, die Kindern einen selbstbestimmten und selbstbewussten Start ins Leben ermöglichen. Zum Beispiel der Winzig-Dollar: Mit dieser fiktiven Währung, die 2009 erstmals ausgegeben wurde, können frisch gebackene Eltern aus Wichlinghausen ausgesuchte Kurse besuchen und andere Leistungen in Anspruch nehmen. Das Angebot reicht vom Geburtsvorbereitungskurs bis zum Kinderturnen. „Wir gehen davon aus, dass die Eltern am besten entscheiden können, was sinnvoll ist“, so Theis. Die Unterstützung kann unter anderem online beantragt werden und wird unabhängig vom Einkommen der Familie genehmigt.
Mit dem Projekt „Kultur am Vormittag“ (KuVo) bringt die Winzig Stiftung Wuppertaler Künstler in die Schulklasse. Gefördert werden soll vor allem die Lust am Lernen und am kreativen Arbeiten. Einmal in der Woche tanzen, inszenieren, musizieren und gestalten die KuVo-Kinder gemeinsam mit ihren Klassenlehrern – innerhalb der regulären Schulzeit.
Der natürliche Fluss
Ein weiteres Projekt ist die Finanzierung von verschiedenen Fortbildungen für Fachkräfte in Kindertagesstätten. Das Team der Stepke-Kita in Wuppertal-Langerfeld hat an einer solchen Teamfortbildung teilgenommen. Name und gleichzeitig Schwerpunkt der dreitägigen Maßnahme: Bindung und Bildung in Kitas (BiBiKi). Kita-Leiterin Anke Ommerborn: „Heute weiß man ja um die Techniken, die man anwenden kann, um bestimmte Entwicklungsschritte besser auf den Weg zu bringen. Früher hat man sich schlicht auf die Intuition verlassen, die ist allerdings nicht jedem gleich gegeben.“ Deshalb seien derartige Fortbildungen Gold wert.
Manchmal reiche es schon aus, sich bestimmte Verhaltensweisen vor Augen zu führen, um die eigene Intuition wieder zu aktivieren. Auch hier greift das übergeordnete Stiftungsziel: „Man muss einfach einen sicheren Rahmen schaffen, in dem die Kinder sich ausprobieren und Neues entdecken können. Dadurch wird ein Selbstvertrauen aufgebaut, das ein Leben lang hält“, erklärt Rüdiger Theis. Der sichere Rahmen, das ist in diesem Fall die Kindertagesstätte. Wichtig ist dabei, dass die Kinder in ihrem spielerischen Entdeckerdrang nicht eingeschränkt werden sollen. „Das ist ja der Unterschied zwischen fordern und fördern“, so Anke Ommerborn. „Beim Fordern steht das natürliche Verhalten des Kindes im Fokus. Beim Fördern geht es darum, von außen einzuwirken.“ Ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen der BiBiKi-Fortbildung ist die Zusammenarbeit der Kita-Fachkräfte mit den Eltern. Dieses Zusammenspiel sei extrem produktiv, so Ommerborn. „Eltern sollen ihre Kinder mit einem guten Gefühl in der Kita abgeben und entspannt wieder abholen.“ Alles in Allem sei die von der Winzig Stiftung geförderte BiBiKi-Schulung unglaublich hilfreich für das gesamte Team gewesen.
„Zu viel Kopf macht oft Schwierigkeiten“, erklärt Rüdiger Theis. „Gerade im Umgang mit kleinen Kindern geht es darum, den natürlichen Fluss freizulegen und Irrtümer zu beseitigen. Oft wird einfach zu viel getan.“ Auch hierzulande gebe es schlimme Traditionen in der Kindererziehung, die sich oftmals in den Köpfen von Eltern und Erziehern festgesetzt haben. Diese wieder zu verlernen gehört zu den selbstauferlegten Aufgaben der Winzig Stiftung.