Freizeit: Taschengeldbörse Wuppertal
Die Wuppertaler Taschengeldbörse ist eins von über hundert WSW Taler-Projekten und vermittelt den Kontakt zwischen Jugendlichen und Senioren. Ob Gartenarbeit oder Umzug – die einen freuen sich über Hilfe, die anderen über einen kleinen Zuverdienst. Zu Ostern können alle Projekte wieder von einer Taler-Sonderaktion der WSW profitieren.
„Und wie bekomme ich das jetzt größer?“ „Einfach hier anklicken.“ „Ah!“ Wenn Amir Ali und Waltraud Mauelshagen mit ihren rund sechzig Jahren Altersunterschied vor dem Rechner sitzen, könnte man meinen, hier hilft der Enkel seiner Oma. Doch dieser Eindruck täuscht, kennengelernt haben sich die beiden erst vor etwa zwei Jahren. Der 17-Jährige unterstützt die Rentnerin seitdem regelmäßig bei sämtlichen PC-Fragen. Ein Anruf genügt und Amir kommt vorbei. Meistens treffen sie sich dann in der Wohnung von Frau Mauelshagen. Das Geld, das er für seine Dienste bekommt, ist eine willkommene Aufstockung für sein Taschengeld. Eine echte Win-win-Situation. „Unser Klassenlehrer hatte einen Flyer von der Taschengeldbörse mitgebracht. Da habe ich mich direkt angemeldet und innerhalb von zwei Wochen meinen ersten Job gehabt“, erinnert sich der junge Schüler. Amir und Frau Mauelshagen wohnen beide am Ostersbaum, sind quasi direkte Nachbarn. Ohne die Taschengeldbörse wären sie wohl trotzdem nicht zusammengekommen.
Einfach, ungefährlich, haushaltsnah
Das Wuppertaler Projekt wurde 2015 ins Leben gerufen, Vorbild war die bereits 2008 in Solingen gestartete Taschengeldbörse. „Wir vermitteln kostenlos den Kontakt zwischen Jugendlichen (15 bis 17 Jahre), die gerne ihr Taschengeld aufbessern möchten, und Erwachsenen über 55 Jahren, die sich gelegentlich Unterstützung bei einfachen, ungefährlichen, haushaltsnahen Arbeiten wünschen“ – so steht es auf der offiziellen Website. Was sich zunächst relativ simpel anhört, funktioniert letztlich nur dank dem unermüdlichen Engagement der Menschen im Nachbarschaftsheim Wuppertal. Geleitet wird das Projekt von der Sozialarbeiterin und Gerontologin Manuela Salem. „Wir sprechen mit allen Bewerbern persönlich und schauen dann, was am besten passt“, erklärt sie. „Die Vergütung machen die Vermittelten dann unter sich aus, da halten wir uns komplett raus.“
Unterstützt wird Salem von einem kleinen Team aus ehrenamtlichen Helferinnen. Eine davon ist Angelika Naumann. „Es ist so schön und es macht mir wirklich Freude“, sagt Naumann über ihre Arbeit bei der Taschengeldbörse. Sie selbst habe auch das ein oder andere Mal die Dienste der helfenden Hände aus dem Quartier in Anspruch genommen. Einmal ging es um Unterstützung bei einem Umzug, ein anderes Mal brauchte sie Hilfe bei der Vorbereitung für eine Hochzeit. „Die jungen Menschen waren alle sehr nett und aufgeschlossen“, so Angelika Naumann begeistert. Sehr oft würden Senioren Hilfe bei der Gartenarbeit oder bei der Bedienung des Computers anfragen. Aber auch eher skurrile Aufgaben habe man schon erfolgreich vermittelt. Einmal wollte jemand seine gut 1 000 Dias eingescannt haben, „dann mussten wir den Jüngeren erst einmal erklären, was Dias genau sind“, erinnert sie sich und schmunzelt.
WSW Taler und Bürgerbudget
Zu Beginn wurde die Taschengeldbörse vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert, danach stellte sich die Frage nach der Weiterfinanzierung. „Wir wollten dieses großartige Projekt nicht einfach aufgeben und haben uns entschlossen, das auf jeden Fall weiterzumachen“, so Manuela Salem. Dieser Ehrgeiz wurde letztlich belohnt. Dank dem Bürgerbudget und der Spendenplattform WSW Taler ist das Projekt für die kommenden zwei Jahre finanziell recht gut aufgestellt. Ein Aufgeben kommt für das Team vom Ostersbaum ohnehin nicht infrage.
Amir Ali besucht zurzeit die elfte Klasse und wird schon bald sein Abitur machen, am liebsten würde er danach Schauspiel studieren. Auf seine Unterstützung kann sich Waltraud Mauelshagen aber weiterhin verlassen. Das haben die beiden Nachbarn vom Ostersbaum schon so abgesprochen. „Demnächst will ich mir ein Smartphone anschaffen, dann brauche ich bestimmt wieder Hilfe“, sagt die Rentnerin. Ihre eigenen Kinder und Enkel wohnen schon lange nicht mehr in der Region. „Die sagen immer: Du hast doch den Amir.“