Energie: WSW Tal.Markt
Die Wuppertaler Stadtwerke starten den weltweit ersten Blockchain-Handelsplatz für lokal erzeugten Ökostrom. Eine revolutionäre Neuerung im Bereich der Erneuerbaren.
„Als weltweit erster kommunaler Energieversorger haben die Wuppertaler Stadtwerke heute einen Blockchain-basierten Handelsplatz für Ökostrom in Betrieb genommen.“ Diese Schlagzeile bescherte den WSW Ende 2017 bundesweite, ja zum Teil internationale Aufmerksamkeit in den Medien und in der Branche der Energieversorger. Zigtausende Interessenten informierten sich im Internet über das Angebot, Hunderte haben sich bislang registriert. Doch was haben die WSW da aus der Taufe gehoben?
WSW als Bindeglied
Auf dem Handelsplatz Tal.Markt können Kunden ihren Strom bei lokalen Ökostromanbietern erwerben und sich ihren Energiemix selbst zusammenstellen. Wie auf einem Markt, auf dem man verschiedene Produkte der Region an verschiedenen Ständen einkauft. „Ökostrom direkt vom Erzeuger“, erläutert WSW-Vertriebsleiter Andreas Brinkmann in Analogie zum Hofladen eines Biobauern. „Mit Tal.Markt ist für uns eine neue Marktrolle verbunden“, erklärt Brinkmann. „Wir sind das Bindeglied zwischen Produzenten und Konsumenten und kümmern uns um die energiewirtschaftliche Abwicklung des Handels, die Abrechnung und stehen für die Ausfalllieferung gerade.“ Denn nicht immer liefern Sonne und Wind genügend Energie.
Zu den Stromanbietern auf Tal.Markt gehören zum Beispiel die Wuppertaler Firma Jenniges mit einer großen Solaranlage und das Cronenberger Windrad. Auch zwei große private Photovoltaikanlagen sind dabei. Damit die potenziellen Stromkäufer mehr Auswahl haben, bieten die WSW in der Pilotphase auch Strom aus eigenen regenerativen Anlagen an, nämlich aus zwei Blockheizkraftwerken sowie aus einer Wasserturbine an der Herbringhauser Talsperre.
„Wir sind das Bindeglied zwischen Produzenten und Konsumenten.“ Andreas Brinkmann
Die Technik ist einfach: nach der Registrierung ist mit ein paar Klicks das Portfolio zusammengestellt, dieses kann – wenn gewünscht – alle 15 Minuten verändert werden. „Das werden aber sicherlich die wenigsten Kunden tun“, ist sich Brinkmann sicher. Über den intelligenten Zähler, der auf Kosten der WSW installiert wird, lässt sich zudem der Energieverbrauch für den Kunden nachvollziehen. Eine echte Kontrolle des eigenen Verbrauchs ist für Tal.Markt-Kunden so problemlos möglich.
Rettung der Windräder
„Das Konzept hat die Kraft, den Stromvertrieb zu revolutionieren“, ist sich WSW-Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht sicher. Erstmals sei es möglich, dass Kunden eigenständig und mit echtem Herkunftsnachweis ihre Stromerzeuger auswählen könnten. Bedeutend sei das neue Konzept aber insbesondere auch für die Zukunft der Erneuerbaren-Branche. „Schon bis zum Jahr 2020 werden deutschlandweit über 5 000 Windräder aus der EEG-Förderung laufen“, so Feicht. Die nach der Förderung zu erzielenden Vermarktungserlöse an der Strombörse reichen aus heutiger Sicht nicht aus, um die Betriebs- und Wartungskosten zu decken. Die Windräder würden in der Folge stillgelegt und demontiert werden. Nicht nur aus Feichts Sicht eine Vernichtung volkswirtschaftlichen Vermögens.
Konkret funktioniert das Blockchain-Modell über die Website www.tal-markt.de. Die WSW sind sowohl für die Anbieter, als auch für die Käufer Vertragspartner. Jede Transaktion wird über die Blockchain-Technologie fälschungssicher ausgeführt. So wird sichergestellt, dass keine Kilowattstunde Solar- oder Windstrom doppelt verkauft werden kann. Umgesetzt wird das Projekt mit der international führenden Schweizer Energiehändlerin Axpo. Axpo entwickelt neben dem Konzept auch die IT-technische Infrastruktur und betreibt diese für die WSW.