Verkehr: WLAN in Wuppertaler Bussen
Online fahren
Seit Oktober bieten die WSW kostenfreies WLAN auf drei Buslinien. Der Testbetrieb läuft positiv – künftig sollen Fahrgäste gratis in allen Bussen sowie an einigen Haltestellen surfen können.
Einige der Leute in der Linie 622 in Richtung Wichlinghausen blicken aus dem Fenster, manche vor sich hin, vereinzelt blättert jemand in Buch oder Zeitschrift. Eine Seniorengruppe unterhält sich angeregt. Der Großteil der Insassen, vorwiegend Schüler und junge Erwachsene, konzentriert sich jedoch auf die Displays ihrer Smartphones. Augen bewegen sich unablässig hin und her, ab und zu kommt ein Daumen zum Scrollen oder Tippen zum Einsatz. Sind Sie gerade online unterwegs? Diese Frage bejahen die allermeisten.
18.000 Fahrgäste pro Tag
„WSW-LAN jetzt in diesem Bus“ – was auf der rot unterlegten Außenfläche der 622 zu lesen ist, direkt hinter dem Vordereinstieg, ist seit dem 9. Oktober Programm: Der Bus ist einer von rund 20, in denen die Stadtwerke WLAN-Router installiert haben, um Fahrgästen auf ihrer Strecke kostenfreies Internetsurfen zu ermöglichen. Noch bis zum Jahresende läuft der Testbetrieb auf den Linien 612, 622 und 642 zwischen Elberfeld, Barmen, Oberbarmen und Wichlinghausen. Die haben die WSW bewusst ausgewählt, weil sie täglich rund 18 000 Menschen von A nach B bringen – das ist ein besonders hohes Personenaufkommen. Bisher ist die Resonanz äußerst positiv: Die Wuppertaler reagieren offen auf das Angebot.
Schnelle Verbindung
„Ich finde es sehr praktisch, dass ich im Bus über WLAN online gehen kann. Dann verbrauche ich weniger eigenes Datenvolumen“, sagt Ilka Meyer, die unterwegs bislang überwiegend im Messenger chattet. Darin bestätigen sie spontan zwei Jungs in Hörweite: „Vor allem Sprachnachrichten kann man besser senden, weil das WLAN schneller ist als eine Datenverbindung. Haben wir schon ausprobiert.“ Via WSW-LAN würde Meyer nach eigener Einschätzung künftig öfter online gehen. „Warum auch nicht?“, fragt die 20-Jährige. Lene Schumann fühlt sich ebenfalls inspiriert. „Bisher nutze ich Internet nur zu Hause. Aber wenn man da jetzt so einfach reinkommt, kann ich mir vorstellen, mal mein Tablet mit in den Bus zu nehmen, wenn ich länger unterwegs bin“, sagt die 54-Jährige.
Durchschnittlich halten sich die Fahrgäste acht Minuten in einem Verkehrsmittel des Wuppertaler ÖPNV auf, wie die Stadtwerke ausgewertet haben. Auf ganz kurzen Strecken könne man das WLAN natürlich nicht besonders ausgiebig nutzen, findet Hatice Gündemir. Auch die 22-Jährige gebraucht auf ihren Busfahrten überwiegend ein Chatprogramm, um sich mit Freunden auszutauschen. „Aber wenn das Netz in Zukunft flächendeckend zur Verfügung steht, ist das eine sehr gute Sache.“ Dann könne man linien-übergreifend fahren und dabei online sein.
Hotspots auch an Haltestellen
Das ist das Ziel der WSW: Nach Auswertung des etwa dreimonatigen Testbetriebes soll ab 2018 die komplette Fahrzeugflotte mit Routern ausgestattet werden und WSW-LAN im gesamten lokalen Streckennetz verfügbar sein. Auch stationär sollen die Fahrgäste unbeschwert surfen können: Neben der Haltestelle Wichlinghauser Markt, die aktuell bereits funkt, werden einige weitere wie etwa Wall/Museum zu Hotspots. Damit kommen die WSW ihren Kunden nach den dynamischen Fahrgastinformationen an zentralen Haltestellen mit einer weiteren Dienstleistung entgegen, um das Fahren im ÖPNV noch ein wenig angenehmer zu machen.
Nutzung ohne viel Aufwand ist ein Aspekt, der gerade Ältere beschäftigt. Manfred Klever beispielsweise nutzt moderne Technik gerne, wie er sagt – aber einfach muss sie sein. „Wenn ich mich erst durch zig Anweisungen klicken muss, vergeht mir die Freude daran“, sagt der 60-Jährige. Das haben die Stadtwerke bei ihrem Angebot bedacht: Ins WSW-LAN kommen User mit zwei Klicks. Nach Auswahl des Netzwerks und Bestätigung der obligatorischen Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen kann es schon losgehen. Passwort und weitere Angaben sind nicht notwendig. „Auf jeden Fall gut gemacht“, lobt Christian Schaefer (39), der nach eigenen Angaben keinen Unterschied zu seinem eigenen WLAN zu Hause spürt.
Digitale Zukunft
Auch Jennifer Kranich hält das Angebot für sinnvoll. Sie selbst surft bis dato mit Prepaid-Karte und schätzt den Vorteil, im Bus nicht aufs eigene Datenlimit angewiesen zu sein. 250 Megabyte Datenvolumen stehen derzeit jedem Fahrgast pro Tag zur Verfügung. „Ich nutze auch andere öffentliche WLAN-Netze und finde es gut, dass sich die WSW anschließen.“ Bevorzugte „Unterwegs-Plattformen“ der 31-Jährigen: WhatsApp und Facebook. Matthias Horn (27) kennt freies WLAN aus anderen Städten und freut sich, in Zukunft auf seinen Fahrten durchs Tal zum Beispiel die neuesten Online-Nachrichten abrufen zu können. „Im Netz passiert immer mehr, da ist es wichtig, dass die WSW mitziehen.“